Die Sturmwächter-Chroniken

Was es mit dem Folgenden auf sich hat, findet ihr HIER heraus...


Es gibt Gilden, die sich auftun um Abenteuer zu bestehen, Geschichten zu erleben, Ruhm und Ehre zu erlangen. Und dann gibt es die Sturmwächter! Nicht, dass sie das nicht auch alles gewollt hätten, aber man bekommt eben nicht immer das (Gruppenmitglied), was man gerne hätte. Dies hier ist die Sage einer Gemeinschaft, die sich aufmachte mit Blut, Schweiß und Tränen (einer Menge Tränen) nicht nur eine, sondern gleich zwei Welten ins Chaos ... aus dem Chaos zu stürzen.


Um vom Anfang erzählen zu können, müssen wir am Ende beginnen. Wir, das sind Leliana, eine unheimlich schöne Hexenmeisterin (unheimlich ist Programm) und Aktanaruell, eine Magierin in schwarz gekleidet, deren Antlitz noch nie erblickt wurde. Zwei mächtige Magiebegabte, die auf der Suche nach ihren Kameraden zehn Häufchen Asche und ein Tagebuch finden...


Der Tag ist schon leicht vorangeschritten als Leliana aus ihren Privatgemächern kommt, in denen sie auch ihr kleines Labor untergebracht hat. Denn auch wenn es so aussieht als wäre es nichts, selbst eine große Hexenmeisterin muss von Zeit zu Zeit trainieren. Sie geht in den Gemeinschaftsraum um nach etwas Zerstreuung zu suchen. Vielleicht hat ihre Kollegin Tinaka ja wieder von einem neuen Haustier gehört, das sie noch ihrer Sammlung einverleiben könnte. Gerade als sie im Türbogen steht, kommt aus dem Kellergeschoss Aktanaruell die Treppe nach oben, noch mit einer Hand an der Tür um diese zu schließen. Nach einem kurzen Gruß fällt den beiden auf, dass außer ihnen anscheinend niemand da zu sein scheint. In der Regel sieht man im hinteren Teil des Raumes Amazeran, Tachauch und Milena wie sie sich mit der Karte an der Wand eine Strategie für den nächsten Auftrag ausdenken. Twinger, der abseits seiner eigentlichen Werkstatt hier einen kleinen Werktisch hat, auf dem sich ein unübersichtliches Sammelsurium von Messern, Giften und anderen tödlichen Dingen befindet, ist auch nicht anzutreffen ebensowenig wie Soraiya, die ihm zeitweise mit Rat und Tat zur Seite steht. Jahira und Silence sind auch nicht an ihrem üblichen Platz, um sich wieder etwas einfallen zu lassen, womit sie Sir Callahan in den Wahnsinn treiben könnten. Was ihnen zuweilen die Spitznamen „Jahira – Die Verdrehte“ (es sind unaussprechliche Dinge geschehen) und „Silence – Der vertrauensvolle Schuft“ einbrachte. Sir Callahan ist wahrscheinlich - wie die meiste Zeit - auf seiner Stube und hält Zwiesprache an seinem kleinen Altar. Im Gegensatz zu sonst ist es aber auch wirklich sehr still. Normalerweise hört man zumindest eine Person; Millerna. Eine quirlige, kleine Schurkin die ständig in Bewegung ist und immer einen kessen Spruch auf den Lippen hat. Nun gut, denken sich die beiden wohl und setzen sich gemeinsam an den Tisch der Gemeinschaft, der bis zu dreißig Leuten Platz bietet zum Plauschen, Diskutieren und Taktiken erörtern. Er ist aus altem, schweren Holz, die Tischplatte etwa fünf Zentimeter dick welche von zwölf Baumstümpfen gehalten wird. Jeder Stumpf wurde fein säuberlich zur sichtbaren Seite hin mit einem Wappen oder Geisttier der ältesten Mitglieder verziert. Das Prunkstück der Gilde, das Wappen, thront in der Mitte des Tisches.

Mit Feuer und meisterlicher Handwerkskunst geschaffen, prangt dort ein dunkler ritterlicher Schild mit einem zweiköpfigen goldenen Adler. Alles umhüllt von den dunklen Schwingen der Rechtschaffenheit. Die zwei machterfüllten Frauen halten einen kleinen Plausch über Flüche, Todestränke und alles was so an oder in einem Gegner explodieren könnte. Nach circa dreißig Minuten sind sie des Wartens jedoch leid und beschließen, draußen nach ihren Gefährten Ausschau zu halten. Doch wohin ist die Frage. Das Gildenhaus steht etwas abseits des Hauptgeschehens, aber zentral genug um schnell zum Markt-, Handwerksviertel oder Außentor zu kommen. Da Richtung Markt die Anschlagtafeln für neue Auftragsmöglichkeiten liegen, entscheiden sie sich, dort hin zu gehen.

So auf halbem Wege, nach dem „Hinkenden Esel“ (wo es übrigens ein leckeres Spanferkel gibt) und der „Kräuter-Stube am Eck“ kommt Aktanaruell ein gewisser Geruch in die Nase und der hat nichts mit Essen oder Gartenarbeit zu tun. Sie bleibt stehen und sieht sich um. Leliana läuft zwei bis drei Meter weiter, bleibt dann ebenfalls stehen, dreht sich um und sieht, wie eine normalerweise Gänsehaut bereitende Magierin sich schon beinahe tänzelnd in eine Richtung begibt. Die Richtung scheint in eine Seitengasse zu führen, in der nichts Besonderes zu sehen sein sollte außer dem üblichen Müll, Ratten und vielleicht ein paar Fässern.

Was hat sie nur?, fragt sich Leliana im Stillen, folgt Aktanaruell aber ohne etwas anzumerken. In der schmalen Gasse schafft es kaum ein Sonnenstrahl, die Schatten der umstehenden Gebäude zu vertreiben und so kann sie sich nur vorsichtig bewegen, um nicht über jeglichen Unrat zu stolpern, der mit der Zeit in der Dunkelheit der Sackgasse achtlos entsorgt und vergessen wurde. Ihre Magierfreundin ist bereits bis zum Ende gelangt, da bleibt Lelianas Fuß an etwas hängen und sie stolpert trotz aller Vorsicht einige Meter nach vorn. Hinter ihr ertönt unterdessen mehrfaches Husten, unterbrochen von ein bis zwei Spucklauten, kurz darauf gefolgt von einer tiefen, durchdringenden Stimme.

"Verfluchte Kacke! Was ist das hier wieder für eine Schikane?!"

Verwirrt dreht sich die Hexenmeisterin um, kann aber niemanden hinter sich erkennen. Aktanaruell ist von dem Lärm aus ihrer Trance erwacht und eilt ihrer Freundin zu Hilfe.

"Wer ist da?", will sie wissen und lässt mittels Magie ein Licht erscheinen, das die Dunkelheit vertreibt.

Dennoch bleibt die Gasse leer bis auf die beiden Frauen.

"Das solltet ihr mir sagen! Wenn ich den erwische, der mich hier abgeladen hat um mich verrotten zu lassen! Der kann was erleben, das sag ich euch! Früher hätte es das nicht gegeben! Da wurden die Menschen, besonders wir alten Zauberer, noch mit Respekt behandelt! Respekt, pah! Das weiß doch heute auch keiner mehr was das überhaupt bedeutet!"

Der Schimpftirade können sie nicht mehr folgen, erstaunt es die beiden doch zu sehr, was sie da vor sich sehen. Ungläubig wechseln sie vielsagende Blicke, dann beschwören sie ihre Kräfte.

"...und wenn die heute gegen die Monster kämpfen müssten, gegen die ICH gekämpft habe! Flennen würden sie, FLEN-NEN! Wie wir damals mit vierzi...hihihi! He! H-hört auf-ff-gnnhh! Das KITZELT!"

"So, das sollte besser sein", meint Aktanaruell, als sie und Leliana ihre Beschwörung beenden, mit der sie die Büste aufgestellt haben, die am Boden gelegen hat und über die die Hexe gestolpert ist. "Mein Name ist Aktanaruell. Das ist Leliana - wir sind von den Sturmwächtern." Ihr Blick gleitet am Sockel entlang. "Und wenn ich das richtig sehe, gehört Ihr ebenfalls zu unserer Gilde."

Das Wappen der Sturmwächter ist unverkennbar, selbst unter der Staubschicht, die sich mit der Zeit darauf gebildet hat.

"Ja, ihr müsst doch von mir gehört haben! Hat etwa keiner nach mir gesucht?!" Einträchtiges Köpfe-schütteln lasst die Gesichtszüge des Steinkopfes entgleisen. "Na klar. Warum wundere ich mich überhaupt."

"Also, wer seid Ihr denn jetzt?", will die Hexe ungeduldig wissen.

"Bruder Tac. Ich bin... war ein mächtiger Priester, um nicht zu sagen DER mächtigste Priester seinerzeit! Gegen Gräuel und Schrecken unvorstellbaren Ausmaßes habe ich gekämpft, und meinen Gefährten tapfer zur Seite gestanden sowie..."

Die beiden Frauen tauschen erneut vielsagende Blicke aus, die eine mit hochgezogener Braue, die andere rollt mit den Augen. Sie bekommen eine Ahnung, warum man den Sockel samt Büste hat loswerden wollen...

"Also gut, also gut, ehrenwerter...äh, Tac", unterbricht ihn Leliana, "Wir sind auf der Suche nach den Sturmwächtern. Unser Gildenhaus ist wie ausgestorben - Ihr habt nicht zufällig mitbekommen, ob hier einer von ihnen vorbeigekommen ist?"

"Sehe ich etwa so aus als hätte ich irgendjemanden in den letzten zehn Jahren gesehen?! Und selbst wenn, nach mir hat ja auch keiner gesucht..."

Aktanaruell, die etwas mehr Verständnis für den schmollenden Steinkopf zu haben scheint - oder zumindest diplomatischer zu Werke geht als ihre hexische Gefährtin, übernimmt das Reden: "Hört zu, es geschehen ziemlich seltsame Dinge, denen wir auf den Grund gehen müssen. Wir glauben, dass Ihr ebenfalls Opfer davon wurdet und möchten gerne dafür sorgen, all unsere Gefährten zurück in Sicherheit zu wissen."

Die letzten Worte sind mehr an die andere Frau gerichtet, von der die Magierin ahnt, dass sie ein Auswahlverfahren, wen sie denn tatächlich retten würde, im Geiste plant.

Achselzuckend und gelangweilt pflichtet sie bei: "Joa."

"Leider habe ich nichts dergleichen mitbekommen", antwortet Tac zerknirscht.

"Oh, vielen Dank für Eure Hilfe. Wir suchen dann weite-"

"Bringen Euch erstmal zurück ins Gildenhaus, wollte sie sagen", springt Aktanaruell dazwischen und legt kameradschaftlich einen Arm um ihre Gefährtin - der Druck, den sie dabei auf deren Schulter ausübt, lässt allerdings vermuten, dass sie ihr eine andere Botschaft vermitteln möchte. "Markiert Ihr unseren Freund für die Beschwörung, werte Leliana?"

"Na klar...", presst diese zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Diese elendige Weltenverbesserin, denkt sie sich und greift in ihre Phiole, in der sie das Beschwörungspulver aufbewahrt.

"He - muss das denn im Gesicht sein?!", beschwert sich Tac, als Leliana beginnt, eine Rune auf seine Stirn zu malen.

"Ja.", entgegnet sie trocken und folgt einer Eingebung, die Wange ebenfalls zu verzieren.

"Wirklich?", kommt es über ihre Schulter von Aktanaruell, die sie beobachtet hat. "Wie alt bist du?"

"Was? Was hat sie getan!?"

"Nichts. Gehen wir."

Damit lässt sie Tac wortwörtlich stehen, nicht weiter auf den Protest und die wüsten Beschimpfungen achtend, die ihr hinterhergerufen werden. Zurück im Gildenhaus, der Eingangshalle genaugenommen, beschwört sie ihr Hexerportal und sorgt mit Aktanaruells Hilfe dafür, dass Tac Einzug in das vertraute Gebäude hält. Seine Schimpftirade hält noch ein paar Augenblicke an, ehe er realisiert, was geschehen ist.

"...und deinen kantigen Hexenhintern am Feuer...erwärmen mit einer leckeren, heißen Schokolade nach so einem langen Marsch durch die kalten Straßen. Wie schön, euch wiederzusehen! He - he wo... geht ihr denn hin? Lasst mich nicht wieder alleine! Kommt schon!"

"Wartet...", ruft Aktanaruell ihr hinterher und folgt ihr. "Hier ist ja immernoch niemand."

Auch nach ihrem kurzen Ausflug scheint sich nichts geändert zu haben. Als die beiden Magiebegabten sich nach einer kurzen Durchsuchung des Gildenhauses wieder in der Eingangshalle einfinden, staunen sie nicht schlecht.

"Kam mir gleich komisch vor, dass sein Gezeter nicht mehr zu hören ist..."

Anstelle der Büste, die sie erst wenige Augenblicke zuvor hier platziert haben, sehen sich die beiden einem seltsamen Portal gegenüber. Eine flimmernde Veränderung in der Atmosphäre schwebt inmitten des Raums.

"Ich bin mir sicher, das war vorhin noch nicht da", bemerkt Aktanaruell.

Als Leliana - zögerlich, da sie ein komisches Gefühl bei der Sache hat - das Portal beäugt, das sich vor ihnen aufgetan hat, fragt sie sich insgeheim schon, wieso sie für einen Haufen inkompetenter Nichtsnutze solche Mühen auf sich nehmen sollte. Achselzuckend bückt sie sich schlussendlich und packt ihren Wichtel, der sich laut protestierend in ihrem Griff zu winden versucht um zu entkommen, und wirft ihn kraftvoll durch die wabernden Schleier. Seine dämonischen Flüche verhallen, als die kleine Gestalt immer weiter ins Nichts entschwindet, ohne ein warnendes Fauchen oder Zischen der Barriere, die sie durchdrungen hat, zu verursachen.

Somit stuft Leliana das Portal als ungefährlich ein und folgt dem zeternden Wichtel ins Ungewisse noch bevor Aktanaruell Einwände erheben kann. Ein paar Augenblicke später, in denen sich zu den gewohnten Eindrücken eines Teleports einige Merkwürdigkeiten gemischt haben, denen Leliana zunächst keine größere Bedeutung beimisst, findet sie sich auf einem von Fackeln erleuchteten Plateau im Dunkeln wieder. Eine klare, sternenerleuchtete Nacht liegt über dem ihr unbekannten Ort und es fröstelt sie. Rein instinktiv duckt sich die Hexenmeisterin, als ein von Zorn und Wut geschleuderter Feuerball auf ihren Kopf zufliegt - zweifelsohne hat Azpep ihr die Behandlung mit dem Opferwichtel übel genommen. Mit einer wegwerfenden Handbewegung paralysiert sie den widerspenstigen Diener, dem einzig Zähnefletschen und Knurren vergönnt bleibt, um seinem Unmut Luft zu machen. Nicht weiter darauf achtend, bemerkt sie, dass das Portal, mit dem sie hergelangt ist, nicht länger existiert nachdem auch Aktanaruell ihr hindurch gefolgt ist. Ihr Blick wandert auf dem Plateau umher und bleibt wieder bei dem Fackelkreis hängen, in dessen Mitte sich ein kleiner, steinerner Sockel befindet. In einem sanften Lichtschimmer, der verschiedene Farbverläufe aufweist, was sie auf mehrere Schutzzauber schließen lässt, schwebt darauf etwas...

"Es gibt Menschen, die es nie begreifen
Wir bewerfen sie mit Ziegelsteinen!
Dafür muss man nicht mal auf die Straße gehen -
Ach wie gut, dass wir im Glashaus leben!"

Kommentare 3

  • Hallo Leliana,

    ich habe bei dem Blocksatz leider starke Probleme mit den Augen, kann es ganz schlecht lesen.

    Gern würde ich deiner Geschichte folgen, aber es geht für mich wirklich kaum.

    Planst du zufällig, in Zukunft mehr zu gliedern?

    Das würde mich freuen :)

    LG

    Anna

    • Hallo Anna :)

      Wir haben schon ein paar Wünsche bezüglich der Gliederung erhalten und ich habe versucht darauf einzugehen.

      Leider fällt mir auf Anhieb gerade nichts ein, wie ich es noch machen könnte (habe die Dialoge mit Absätzen voneinander getrennt und gehofft, dass es damit besser wird.) Wenn du/ihr noch ein paar Vorschläge habt, gerne her damit!

      Liebe Grüße Rebecca

    • Hallo Rebecca,

      Die Augen tun bei so feinem Text, in hellgrau auf schwarz, leider nicht immer genau das, was sie sollen.

      Vielleicht liegt es auch am 4k Monitor mit 32 Zoll ;)

      Aber ich brauche eigentlich die hohe Auflösung, weil ich eben nicht mehr die fittesten Augen habe.

      Ich traue mich demnächst wieder an die Chroniken und werde dir gerne berichten :)

      Schöne Grüße

      Anna