Die Sturmwächter-Chroniken Kapitel 1

Was es mit dem Folgenden auf sich hat, findet ihr HIER heraus...


Leliana, die Belesene von den Beiden, sieht das Buch zuerst.

Während Aktanaruell sich mit einem Häufchen Asche beschäftigt.

Dieses besagte Buch wird, wie man an den Siegeln auf dem reich verzierten Umschlag erkennen kann, von den Anführern der Gemeinschaft geführt. Sir Callahan - ein Priester und Heiler, von vielen auch als Rettungsanker bezeichnet, da durch ihn so mancher dem Tod von der Schippe gesprungen ist - und Lady Tachauch – eine weise, mächtige, behütende aber auch aufbrausende Magierin was ihr zum Beinamen „Die Stürmische“ verholfen hat. Was auch immer hier passiert sein mag, lange kann es noch nicht her sein, da immer noch ein leichtes Glimmen aus der Asche hervorkommt als Aktanaruell darin herumstochert.

„Leliana, ich weiß nicht was Du da hast, aber die Asche hier ist noch warm.“

„So wie es aussieht habe ich das Gildenbuch unserer Anführer vor mir...“

Aktanaruell sieht sie verwundert an. Zum einen, dass solch ein Buch überhaupt existiert (es gab Gerüchte darüber, das war aber auch schon alles) und zum anderen, dass es hier zu finden ist und nicht im Gildenhaus.

Die Magierin sieht sich verstohlen um: „Hier stinkt was zum Himmel.“

Beide sehen sich an, blicken auf die Häufchen am Boden und können sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

„Ich weiß, was Du meinst", sagt Leliana und grinst noch etwas mehr. „Aber Du hast recht. Wir sollten herausfinden, was hier geschehen ist."

Beide sehen sich auf dem Plateau um und stellen fest, dass es nicht sonderlich größer ist, als dass gerade der Steinsockel mit seiner weiß-bläulichen Schutzbarriere, der Fackelkreis darum herum und unter Umständen noch ein kleines Heldengrüppchen darauf Platz haben. Aktanaruell kommt zu dem Schluss, dass, egal wo sie sich gerade befinden mögen, sie hier wie auf dem Silbertablett präsentiert werden.
Der Platz entbehrt jeglicher Deckung, ist bar jeden Verstecks und an weitläufiges Ausweichen ist schon gar nicht zu denken. Gerade als sich der Gedanke bei ihr festigt, spürt die Magierin einen Luftzug an ihr vorbeihuschen und nahezu im gleichen Augenblick fliegt ein Feuerball an ihr vorüber in Richtung des Luftzugs. Azpep, der sich seines Platzes wieder bewusst geworden und damit der Starre entkommen ist, in die ihn seine Meisterin gebannt hat, scheint ebenfalls gespürt zu haben, dass etwas im Gange ist und feuert im wahrsten Sinne des Wortes, um seine Herrin zu beschützen.

Das Geschoss trifft genau in dem Moment auf das unsichtbare Objekt, als es am weiß-bläulichen Kreis der Schutzbarriere ankommt. Es blitzt kurz auf und verschwindet gleichzeitig auch schon wieder durch den Kreis.

"Somit dürfte klar sein, dass es eine Art von Transportkreis ist", denkt sie noch laut.

In diesem kurzen Augenblick des Aufblitzens ist ein Grummeln, Fluchen und Gezeter zu vernehmen, das die beiden erst wenige Zeit vorher kennengelernt haben. Bruder Tac, der aus dem Gildenhaus durch das Portal verschwunden ist, wird offenbar durch irgendjemanden - oder etwas - verschleppt.

"Wir sollten sehen, dass wir von hier wegkommen. Schnapp dir das Buch und dann suchen wir uns einen sicheren Ort", meint Aktanaruell und geht in Angriffsstellung.

Mit Ausspruch dieses Satzes lässt sie gleichzeitig ihren Stab vom Rücken in ihre Hand gleiten. Die Waffe ist aus schwarzem Holz gefertigt mit glänzenden Ringverstärkungen, wahrscheinlich aus Eisen, und fast so groß wie die Magierin selbst. Somit ist er nicht nur zum Zauberwirken, sondern auch für den Nahkampf geeignet.

Leliana, die während der ganzen Sache am Buch steht, dreht sich, nahezu ohne sich wirklich zu bewegen, um und vernimmt noch ein: "Lass mich runter du stinkender B...", bevor es auch schon wieder verstummt.

Da Aktanaruell bewaffnet in Kampfstellung gegangen ist und Azpep auch auf der Lauer liegt, wendet sich Leliana wieder dem Buch zu, um es aufzunehmen. Sie greift vorsichtig danach und als der erste Finger in den Lichtschimmer eindringt, dehnt sich vom Buch eine Schutzbarriere aus, welche die Hexenmeisterin fernhält.

"Ein Objektschutz! Wir müssen rausbekommen welcher Art er ist. Ich bekomme es nicht zu fassen, also versuchen wir es mit Magie."

Leliana holt einen kleinen Kiesel aus ihrer Manteltasche und wirft ihn etwa fünf handbreit hinter sich. Dann beginnt sie, eine Formel zu murmeln, immer und immer wieder. Auf dem kleinen Kiesel werden feine Linien sichtbar, die sich zu einer Rune zusammenfügen. Urplötzlich entstehtüber dem Stein ein Portal. Zur gleichen Zeit formt sich beim Buch ein zweites Portal, welches in Windeseile von dem Schutzzauber zur Seite geschoben wird.

"Das darf doch nicht wahr sein..." Empört schnaubt Leliana und lässt beide Portale in sich zusammenfallen. "Aaaaazpep, hol mir das Buch. JETZT!"

Der Wichtel kennt diesen Tonfall. Sich zu weigern oder auch nur den Hauch von Gegenwehr zeigen zu wollen, würde ihm nicht gut bekommen, also tut er wie ihm befohlen wird. Leicht angewidert und mit einem Grummeln im Gesicht (Leliana fragt sich in diesem Moment nochmal, wie lange Tac schon verschwunden sein mochte, wie lange Wichtel eigentlich leben und seit wann sie dieses Exemplar schon hat - und, ob sie etwa Charakterzüge annehmen können?), streckt er die Hand in Richtung Lichtschimmer, da passiert... nichts. Rein gar nichts geschieht. Das Grummeln weicht einem verschmitzten Lachen und der angewiderte Ausdruck wandelt sich zu einem Blick der laut zu triumphieren scheint: "Sieh her, du große Meisterin! Ich hole mir dein Buch, ein einfaches, kleines Buch! Etwas, das du nicht kannst aber ic....", da schlägt ein Blitz direkt in den Wichtel.

Etwas angesengt und mit leicht dampfender Haut stapft er an seiner Herrin vorbei und benutzt Worte in einer Sprache, die selbst Leliana noch nie von ihm gehört hat.

Mit einem winzigen Augenaufschlag, der wohl jeden Mann zum Schmelzen gebracht hätte und dazu bringen würde, alles zu tun was sie möchte, sagt sie: "Ooookay, das hat also nicht geklappt. Azpep, mein lieber, kleiner Freund, würdest du mir bitte den Kiesel zurückbringen?"

Immernoch motzend geht der Wichtel auf den Kiesel zu, nimmt ihn auf und wirft ihn wutentbrannt in Richtung seiner Herrin. Er hat so viel Schwung in den Wurf gelegt, dass die Flugbahn direkt an Leliana vorbei und auf das Buch trifft, welches zur großen Überraschung aller aus dem Schimmer heraus einfach auf den Boden fällt.

Begleitet von Aktanaruells sarkastischen Worten: "Na das war jetzt fast schon zu einfach", zögert Leliana keine Sekunde und bückt sich schnell nach dem Foliant.

Eine gewaltige Druckwelle entsteht, als sie den Buchrücken berührt und schleudert sie rücklings einige Meter nach hinten. Sie spürt noch Aktanaruells Waffe im Kreuz, die kaum Zeit hat, zu reagieren, und findet sich wenige Augenblicke später auf dem Boden wieder. Als sie die Augen öffnet, entfährt ihr ein resignierter Seufzer. Das Buch schwebt wie zum Hohn in seiner leuchtenden Hülle auf dem Steinsockel...

"Es gibt Menschen, die es nie begreifen
Wir bewerfen sie mit Ziegelsteinen!
Dafür muss man nicht mal auf die Straße gehen -
Ach wie gut, dass wir im Glashaus leben!"