Die Sturmwächter-Chroniken Kapitel 3

Was es mit dem Folgenden auf sich hat, findet ihr HIER heraus...



Leliana, die gerade noch sieht, wie ihre Freundin durch das kleine weiß-bläuliche Portal verschwunden ist, bemerkt, wie eben jene im exakt gleichen Moment am Ende eines Blitzes vom Himmel heruntergeschleudert wird. Sie denkt noch bei sich: „Verdammt......das ist ein echt beeindruckender Auftritt!“, als sie die Stimme ihrer Freundin vernimmt: „Scheiße nochmal... TU irgendwas, ich geh gleich drauf!“
(Jetzt wissen wir ja alle, dass Hexenmeister dafür bekannt sind, ihre Mitstreiter vor Schaden zu bewahren...)
Leliana, die innerhalb der Gilde durchaus für ihre manchmal etwas kessen Sprüche bekannt ist, wird still, hochkonzentriert und fängt an, ruhige, kontrollierte Handbewegungen zu machen.
Das Plateau beginnt zu beben und es erscheint ein Portal: Aufrecht stehend, etwa zwei Mann groß, nur knapp neben dem Sockel auf dem das Buch schwebt. An der Stelle wo der Blitz auf die Erde trifft erscheint ein zweites Portal gleichen Ausmaßes, allerdings... liegend. Aktanaruell versteht noch die Sätze „Dämonisches Tor erscheine“ und „Leerenwandler ich brauche Dich vor diesem Tor“ als der Aufschlag droht...
...Stille...
Nach einer ganzen Weile kommt die Magierin wieder zu sich und sieht noch etwas benommen, wie Azpep etwas abseits sich schallend vor Lachen auf dem Boden kräuselt. Leliana steht bei ihrem Leerenwandler, spricht ihm gut zu und schickt ihn in seine Dimension zurück.
Aktanaruell findet derweil ihre Stimme und Sinne wieder: „Was ist passiert ? Und wieso bricht Dein kleiner Freund hier die ganze Zeit auf dem Boden zusammen?“
Leliana entgegnet: „Das war ganz schön knapp aber es ist nochmal gut gegangen. Mein Freund aus der anderen Ebene hat Dich gerettet."
Azpep jauchzt dazwischen: „Ja und wie....“ kommt es schallend aus seiner Richtung. „Das Beste was ich hier bisher gesehen habe!“
Aktanaruell zupft ihre Roben zurecht als sie vorsichtig aufsteht: „Was meint er damit?“
„Naja, es hat im Großen und Ganzen geklappt. Wir sind alle nochmal heil davongekommen... das ist alles was zählt."
Azpep lässt es dabei nicht bewenden: „Ja, und sein Gesicht als er sich vors Tor stellte...unbezahlbar!“ Er kreischt und quietscht weiter: „Er stellt sich davor, das zweite erscheint am Boden und der Blitz schlägt DIREKT auf seinen blauen dicken Bauch! Gerade als er weggehen will kommst Du angerauscht, bist in ihn reingeknallt das ihm fast die Augen raus gesprungen wären!" Fast atemlos und lachend geht die Geschichte, begleitet von pantomimischen Meisterleistungen des Wichtels weiter: "Dann rollt er Dich am Boden vorsichtig von sich runter, steht auf und sieht aus wie ein Hühnchen, das zu lange über dem Feuer gehalten wurde! Gnahahahaahaa!“ bricht es aus ihm hervor.
Leliana wirft ihm einen düsteren Blick zu und lässt ihn mit einer Handbewegung erstarren, begleitet mit den Worten: „Es reicht, ansonsten stelle ich nächstes mal DICH vor das Portal und lasse Dich erstarren.“
Aktanaruell, die sich langsam aufsetzt, sagt leise: „Ich bin nur froh, dass diese zwei Wochen
vorbei sind...“
Leliana sieht sie verwundert an: „Was hast Du da gerade gesagt?“ Aktanaruell sieht ihre Freundin direkt an und wiederholt ihren Satz.
Die Hexe, die neben der Magierin kniet, lässt sich mit ihrem Hintern auf den Boden fallen.
„Ich weiß nicht, WAS hier passiert, aber Du bist da drüben verschwunden und von da oben wiedergekommen. Mal von Deiner Erholungsphase abgesehen hat das Ganze nicht länger als ein Wimpernschlag gedauert.“
Ungläubig starrt die Magierin ihr entgegen und beginnt stockend zu erzählen, was ihr widerfahren ist: „Das... kann nicht sein. Ich bin... durch diesen Teleport gerannt und war in einer für mich bekannten Region. Es war eine trockene... kalte Luft, Schnee lag auf der Erde mit hohen Felsen. Ich war eindeutig in Wrothgar! Ich habe Spuren gefunden, die mich Tac näher brachten. Etwa drei Tage war ich unterwegs, als mir Lady Tachauch mit Sir Callahan und Millerna über den Weg liefen. Ich konnte es kaum fassen als sie sagten, wir gehen alle
zusammen irgendwelche Büffel jagen weil wir das Leder, Leber und... was weiß ich nicht alles brauchen um einen Auftrag zu erledigen... Ich dachte mir nichts dabei, es sind Aufgaben, die wir immer wieder mal annehmen und... es fühlte sich an... wie immer. So verstrichen die nächsten Tage wie im Flug. Aber irgendwas lies mich nicht los und dann fiel es mir wieder ein: Tac, ich kam wegen Tac! Als ich anfing nachzufragen bekam ich keinerlei Antworten und es entlarvte sich alles als großes... Trugbild. Ich verfolgte meine ursprüngliche Spur und fand mich bei der Argentum Mine wieder. Ich wusste, dass dort ein Rudel Werwölfe sein Unwesen treibt, doch als ich mich dem Eingang näherte, konnte ich ein lautes Gezeter hören und um so näher ich mich dem Kern der Mine näherte, um so deutlicher wurde das ganze Geschehen. Ich hatte ihn, ich hatte ihn tatsächlich gefunden. Tac stand auf dem Boden inmitten der Werwölfe die sich einen Spaß daraus machten mit ihren Krallen an dem Sockel zu kratzen. Ich ging also zum Angriff über... die ersten drei erwischte ich mit meiner Flammenbarriere, weitere fünf ließ ich meinen Blitzfluss schmecken und mein beschworener Sturmatronach hielt mir den Rücken frei. Als der Anführer des Rudels den Raum betrat, rannte ich auf ihn zu und habe meinen Stab sprechen lassen. Der Blitz, der aus meinem Stab geschossen kam, flog in Richtung des Bosses und dann... verschwand... einfach alles. Ich fing an zu fallen und das nächste was ich sah... war das Plateau und der drohende Aufschlag.“
Leliana betrachtet ihre Freundin während des Berichts aufmerksam und erkennt einiges an Unverständnis und Verwirrung in deren Gesicht wieder, die sich auch bei ihr breit machen.
Da sitzen die beiden jetzt auf dem Boden, können weder vor noch zurück. Nicht wissend, was noch auf sie zukommen wird. Nach einer Zeit der Stille fängt Leliana an zu kichern. Ihre Freundin sieht sie etwas verwundert an.
„Was ist auf einmal so witzig?“
Leliana sieht sie an ohne ihre Belustigung zu verstecken: „Werwölfe haben an seinem Sockel gekratzt...“
Das Kichern wird zu einem lauteren Lachen. Aktanaruell ruft sich das Bild nochmal vor Augen und muss zugeben, dass es schon eine gewisse Komik hatte. Gerade als bei der Magierin auch so etwas wie ein Schmunzeln zu entdecken ist, verändert sich das Lachen ihren Kameradin zu einem… naja, sagen wir mal „etwas anderem Lächeln“.
Dieses wird von einer Flut von Fragen begleitet: „Wie tief ging denn der Kratzer? War er lang? Was hat der alte Brummschädel denn so von sich gegeben? War er gereizt? Hatte er Angst?“
Aktanaruell bekommt förmlich den Eindruck, wie sich zu dem Gesichtsausdruck der Hexe eine kleine dunkle Wolke über dem Kopf bildet.
„Reiß dich zusammen! Es ist jetzt keine Zeit für sadistische Gedanken… Du kannst wieder spielen, wenn wir das hier überlebt haben!“
Etwas geknickt aber mit zustimmendem Kopfnicken sagt Leliana: „Na gut, dann lass uns sehen, was wir noch rausfinden können. An das Buch kommen wir nicht heran… Das Portal scheint eine Sackgasse zu sein...“ Ihre Stirn legt sich in Falten als sie angestrengter nachdenkt. „Dennoch haben uns beide Teleportationen Geschichten gezeigt… Vielleicht sind sie unser Weg, um für unsere Kameraden und uns einen sicheren Heimweg zu finden.“

Aktanaruell steht auf, klopft sich den Dreck aus den Klamotten und geht langsam in
Richtung des Buches. „Wenn deine Theorie stimmt, sollte ja wieder etwas passieren, sobald ich versuche das Buch in die Hände zu nehmen.“
Azpep, der schon eine ganze Zeit still war, macht mit seinen kleinen Beinen zwei Schritte hinter seine Herrin als ob er vermeiden möchte, nochmal als Versuchswichtel benutzt zu werden.
Die Magierin steht nun am Sockel, das Buch fest im Blick. Sie wendet sich nochmal der Hexenmeisterin zu, welche wie in Trance ihrer Freundin zusieht.
Aktanaruell konzentriert sich wieder auf das Buch. Noch immer schwebt es über dem Sockel, als wäre nichts gewesen. Sie atmet einmal tief durch und während sie zu sich selbst mit leisem Wispern sagt: „Was soll schon passieren… vom Himmel bin ich ja schon gefallen… So schlimm war das gar nicht.“, hält sie die Luft an und greift beherzt zu, bevor die Wirkung ihres eigenen Zuspruchs verfliegen kann.
Leliana wagt es ebenso wenig zu atmen. Azpep hat in diesem Moment wohl das erste Mal in seinem Leben einen wirklich unschuldigen, friedlichen und nahezu herzzerreißenden Gesichtsausdruck… naja, für einen Wichtel eben. Seine kleine Hand greift nach dem Saum der Robe seiner Meisterin, hinter deren Falte er sich vor dem ungewissen Ausgang von Aktanaruells Tun zu verstecken sucht.
Das Buch ruht nun in den Händen Aktanaruells und Chaos, Lichtspiegelungen, Illusionen… der aufreißende Schlund der Hölle unter tosendem Geschrei unzähliger Dämonen und gequälter Seelen, vermischt mit den verstörenden Klängen verschiedenster Foltermethoden… nichts davon tritt ein.
Etwas verdutzt aber erleichtert schauen sich alle Beteiligten an.
Die Magierin macht immer noch misstrauisch einen zögernden Schritt nach dem anderen, erwarten sie doch irgendwie alle, dass mit jedem Zoll, den sie das Buch von dem Sockel entfernt, eine verzögerte Reaktion der magischen Schutzschilde sie zu weiteren Häufchen Asche verwandelt.
Ihre angespannten Minen weichen einem Ausdruck von Erleiterung, je länger das Buch in den Händen der Magierin ruht ohne das Ausbrechen des Weltuntergangs hervorzurufen. Mit ein bisschen Ehrfurcht legt sie das Buch mit spitzen Fingern auf den Boden zwischen sich und Leliana, als könne die bloße Berührung mit dem Untergrund bei zu großer Erschütterung eine Explosion verursachen. Beide sehen sich etwas ratlos an, bis letztendlich die Hexe das Schweigen bricht.
„Wir sollten dann wohl mal reinschauen..?“
Aktanaruell, die sich vorsichtig über ihre Errungenschaft zu freuen beginnt, hockt schon über dem Foliant und blättert beinahe beiläufig eine unbestimmte Anzahl von Seiten durch, von vorne nach hinten und wieder zurück. Ihre Bewegungen werden hektischer, der schattenhafte Ausdruck im Verborgenen ihrer Kapuze wandelt sich von Hoffnung zu Frustration bis hin zu Wut und Entrüstung.
An einer scheinbar beliebigen Stelle bleibt sie stehen, schlägt sie komplett auf, so dass auch Leliana hineinsehen kann und setzt ihre hektischen Bemühungen fort indem sie das Buch vom Boden aufhebt um schneller darin suchen zu können, ehe sie es entnervt aus den Händen legt.
Die Seiten sind leer! Eine weitere Seite wird von der ungeduldigen Hand der Magierin offenbart: Nichts, frei von jeglichem Wort oder Bild.
Ungläubig und mit den Worten: „Das kann doch nicht wahr sein!“, nimmt sie das Buch erneut in die Hände und blättert schnell alle Seiten durch. „Leer! Sie sind alle leer! Ich könnte schwören, dass es voll war mit Schriften, Bildern und Zeichnungen als ich es gerade noch in der Hand hatte!“
„Gib mal her“, fordert Leliana, die sich selbst überzeugen möchte, dass der Foliant keines seiner Geheimnisse preisgibt...

"Es gibt Menschen, die es nie begreifen
Wir bewerfen sie mit Ziegelsteinen!
Dafür muss man nicht mal auf die Straße gehen -
Ach wie gut, dass wir im Glashaus leben!"